Sonntag, 24. Oktober 2010

Heroes

Letztens war in einem Kommentar die Rede vom Selbstbild und warum wir´s nicht so gerne haben, wenn jemand uns selbiges stört oder gar zerstört.
Ich glaube, es steht ausser Frage, dass, sollten wir andere Personen danach fragen, wie sie uns denn sehen, leichte bis mittelschwere Abweichungen zu unserem eigenen Eindruck zu Tage kommen, auch abhängig von der Relation und unserem Verhalten gegenüber der befragten Person, will heissen: Bitte ich Andrea um eine Stellungnahme, wird die anders ausfallen, als die eines Angestellten, den ich entlassen habe; frage ich meinen Bruder, für den ich 15 Jahre lang den Bodyguard mimen durfte, unterscheidet sich das Ergebnis wahrscheinlich nicht unerheblich vom Urteil meiner Ex-Frau, die ich nach einem Jahr in die Wüste geschickt habe. Und gegen all dem steht mein Selbstbild.
Befinde ich mich irgendwo in der Mitte, der goldenen, kann ich eigentlich schon ganz zufrieden sein.
Herrscht soweit Konsens?
Wenn ja, können wir langsam, aber sicher zur  Überschrift kommen - Heroes- was, für die Nichtlateiner, übersetzt "Helden" heisst.
Helden, Vor- oder auch Leitbilder, Bruce Willis, Mahatma Ghandi oder auch Liesel Sabowski. Letztere war lange Jahre meine Nachbarin  und hat immer den Hausmeister zur Sau gemacht, wenn die Glühbirnen im Treppenhaus durchgebrannt waren.
Bruce Willis - kein echter Held, gildet also nicht.
Mahatma Ghandi - hat für seine Sache gewaltlos gekämpft und dafür Gefängnis, Erniedrigung und eine Menge Strapazen auf sich genommen. Ein echter Held, zweifellos.
Liesel Sabowski - na okay, vergesst´s.
Helden tun Dinge, die wir uns nicht trauen, wofür uns die Courage und gelegentlich auch die Möglichkeit fehlt, d´accord?
Das kann auch mal ein Kollege sein, der dem Chef ordentlich die Meinung geigt.
Jeder möchte gerne mal ein Held sein, und sei es nur für den Augenblick, einige bezahlen sogar mit ihrem Leben dafür, wie letztens ein Herr in der U-Bahn. Ich möchte ihm nicht zu nahe treten (zumal er jetzt 3m unter der Grasnarbe wohnt), aber das war kein Heldentum, sondern Dummheit, weil er seine eigenen Möglichkeiten nicht nur falsch ein-, sondern gar überschätzt hat. Im Irrglauben, ein bisschen "Dududu, das macht man nicht" brächte das gewünschte Ergebnis, hat er sich mit einer Gruppe gewaltbereiter Jugendlicher angelegt, um -was ihn ehrt- andere Jugendliche zu schützen. Er wurde totgeschlagen.
Was ich sagen will (falls das immer noch nicht klar ist): Um das Angemessene zu unternehmen, bedarf es nicht nur der eigenen Einschätzung unser selbst, sondern auch der Situation respektive des Gegners.
Allen wäre mehr geholfen gewesen, wenn er über Handy die Polizei verständigt oder sich mit mehreren Fahrgästen zusammen geschlossen hätte, was -ich meine letzteres- auch schon einigen Mut erfordert.
In diesem Sinne. Unternehmt etwas, aber passt auf, dass es das Richtige ist...es reicht nämlich schon, wenn ihr euch selbst als Helden fühlen könnt, was kümmert euch die Fremdwahrnehmung?
Sie kümmert ja auch nicht diejenigen, die gar nichts tun und einfach wegsehn.

17 Kommentare:

Hijack hat gesagt…

Sie kümmert ja auch nicht diejenigen, die gar nichts tun und einfach wegsehn.

Einspruch, Euer Ehren.

Meines Erachtens sehen die Leute weg, eben WEIL sie Angst vor der Fremdwahrnehmung haben. Lieber sich der großen (wegsehenden) Masse anpassen, als gegen den Strom schwimmen, auffallen, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen; sich anders verhalten, als alle anderen.

Tja.

Dummerweise bin ich mir auch gar nicht mal sicher, ob sich irgendwas hätte verhindern lassen, wenn sich mehr Leute dazu aufgerafft hätten, einzugreifen. Evtl. hätte es dann nur mehr Verletzte plus einen Toten gegeben. Who knows.
Weiß man ja leider nicht mal, ob von solchen Gewaltpfosten nicht einer plötzlich eine Waffe zieht.

Unauffällig in eine stille Ecke verdrücken, Handy zücken und Polizei rufen, das wäre wohl so das Höchste dessen, was ich versuchen würde.
Da bin ich ehrlich.

Abziehen ist shice, aber lieber verliert ein Jugendlicher Handy und Geld und man kann nachher als Zeuge fungieren beim Aufsetzen der Anzeige gegen die Diebe, als dass es Verletzte gibt.

Ist das egoistisch? Zu kalt gedacht?

Verdummt in alle Ewigkeit hat gesagt…

Einspruch teilweise stattgegeben, Frau Anwältin.
Sie sehen weg, weil sie Angst haben...aber nicht vor der Fremdwahrnehmung, sondern vor den Konsequenzen, z.B. selbst geschlagen zu werden.
Ansonsten geb ich dir völlig Recht.Ist ja auch das, was ich sage: Handle angemessen.
Das oben beschriebene ist ja nur ein Beispiel von vielen, aber was ich schon oft beobachtet habe (Hamburger oder Münchner U- oder S-Bahn, Wochenende, spätabends): Ein Männeken (übrigens im Sommer, man sieht also, ob der ne Waffe hat) pöbelt rum und belästigt Fahrgäste...der Waggon ist vollbesetzt und alle schaun weg, keiner rührt sich, weil sie die Hosen voll haben. Es fehlt eigentlich nur einer (oder eine), die durch den Waggon geht und jeden halbwegs gesund wirkenden Mann anspricht, damit der mitzieht und was dagegen unternimmt.
Ich erwarte von niemandem, schon gar nicht von einer Frau, da allein etwas zu unternehmen. Das war ja der Fehler des Herrn da oben.

Yeah! hat gesagt…

*Text zustimm*
Meine ersten Komi anläufe endeten in einem eigenen Post ^^

Zum Stil des helfens wollte ich noch sagen; Zumindest irgentwas tun(like Sqwirrel Handy zücken)ist doch schon was :)

Hijack hat gesagt…

Mh, ich widerspreche immer noch.
Die Angst davor, selbst was abzubekommen ist das eine.

Die Angst davor, aus der Masse auszubrechen und sich entgegengesetzt dessen zu verhalten, was in dem Moment "normal" zu sein scheint ("normal" im Sinne von "das, was jeder tut") spielt da aber sicherlich auch mit eine Rolle.

Gerade letztes Semester Thema gewesen, Stichwort "Prinzip der sozialen Bewährtheit".
In Momenten der Unsicherheit orientieren wir uns gerne daran, wie sich andere verhalten. Also sitzen alle da und warten, ob irgendwer was tut.

Aus diesem Grunde soll man auch, wenn man selbst Hilfe benötigt, nicht anonym in die Menge um Hilfe bitten, sondern gezielt bestimmte Leute ansprechen. "Hee, Sie da in der roten Jacke, bitte tun Sie dies/das/jenes.", da der direkt Angesprochene sich nur schwerlich aus der VErantwortung stehlen kann, da ja eindeutig er gemeint ist. Keine Ahnung, ob das in der Praxis wirklich funktioniert.

daria hat gesagt…

Ich erinner' mich irgendwie an 'ne Mail, in der es ziemlich themenverwandt um das Weltbild und nicht das Selbstbild ging. ^^

"Unternehmt etwas, aber passt auf, dass es das Richtige ist...es reicht nämlich schon, wenn ihr euch selbst als Helden fühlen könnt, was kümmert euch die Fremdwahrnehmung?" Warum ein Fragezeichen am Ende? Oder hast du dich vertippt? Oder ist das der kleine versteckte Hinweis, daß uns immer die Fremdwahrnehmung wichtig ist? Auch wenn wir sagen, unabhängig von dieser zu sein?

"Was ich sagen will (falls das immer noch nicht klar ist): Um das Angemessene zu unternehmen, bedarf es nicht nur der eigenen Einschätzung unser selbst, sondern auch der Situation respektive des Gegners." Das erinnert mich auch an einen kleinen Briefwechsel mit dir. ^^

Verdummt in alle Ewigkeit hat gesagt…

Hmm, Sqwirrel, nicht du widersprichst, sondern die Soziologen (ha, errrwischt^^)
Die Erfahrung zeigt, dass die Leute mitziehn, wenn man sie (da gebe ich dir wieder Recht) direkt anspricht. In dem Augenblick spricht man u.A. ihr Selbstbild an...das sie vor den anderen "verteidigen".

Nur mal so als kleiner Einwurf: Ich fordere von niemandem, sich in Gefahr zu begeben.Lässt die Situation es nicht zu, weil ausser einem selbst kaum oder keine Leute da sind - Handy zücken oder nächste Station aussteigen und Sicherheitsdienst rufen etc.
Der Post rührt von den letzten Kommentaren her, wo mir ironisch Heldentum beschieden wurde. Für mich ist das keine Heldentat, wenn ich in der Metro einen Agressor vermöbel, weil ich die adäquaten körperlich-sportlichen Vorraussetzungen dazu habe.
Der Typ da oben hatte sie nicht (nebenbei bemerkt war der Manager und hat bestimmt auch schonmal was von Verhalten in Konfliktsituationen gehört).
Ausserdem kann ich ziemlich gut einschätzen, wo Reden was bringt...und wo nicht (könnte auch wann statt wo sagen, Daria *luftrauslass*) - die harten Jahre auf der Strasse, ihr versteht?^^

Yeah, da geh ich gleich mal lesen.

Daria, könnteste mal aufhören, in Rätseln zu sprechen?
Hast du mein Weltbild geknackt oder wie soll ich das verstehen? (Mit Fragezeichen, weil das eine Frage ist und nach einer Frage setzt man in unserem Kulturkreis ein Fragezeichen...daher steht da oben ein Fragezeichen, weil :"...was kümmert euch...?" eine Frage ist. Ganz einfach. Keine hintersinnige Bedeutung (ausser ´nem zarten Arschtritt für die Wegseher).

daria hat gesagt…

Ob ich dein Weltbild geknackt habe? Geht das denn? :)

Dieser Illusion habe ich mich bisher nicht hingegeben.

Verdummt in alle Ewigkeit hat gesagt…

Na logo geht das, hamm aber erst ein paar Leute geschafft...und sind dafür reichlichst von mir belohnt worden...wennde vastehst, was ich meine ;)

daria hat gesagt…

Hab grad iwie das Bild eines Krankenhausbettes und einer vollkommen einbandagierte Mumie darin vor meinem geistigen Auge. Komisch ... woher kommt das denn nur wieder?

Oder etwas ganz, ganz anderes, worauf ich nur folgendes antworten kann

Verdummt in alle Ewigkeit hat gesagt…

Mahahahaha, gute Nacht, Deutschland...äh, Daria^^

psilocix hat gesagt…

Vielleicht am Thema vorbei, aber nähere Auseinandersetzung mit dem Thema ergibt auch hier mal wieder, das selten etwas so ist, wie es scheint - der 'Held' hat sich im angedeuteten Falle nicht ganz so selbstlos und vorbildlich verhalten, wie man gerade nach seinem Tod zu behaupten geneigt war.

Seine Motivation - zurück Richtung Thema - war wohl eher weniger nobel, das lassen zumindest die Zeugenaussagen vermuten.

Mika hat gesagt…

Nur kurz eben:

"Der Post rührt von den letzten Kommentaren her, wo mir ironisch Heldentum beschieden wurde."

--> Falls du mich damit meinst: das war keine Ironie.

Yeah! hat gesagt…

@ Mika
Hätte nicht gedacht das du es Ironisch meinst :)
Ich dacht eher, er meint meinen Antihelden/nicht-heldentaten Komentar
^^

Verdummt in alle Ewigkeit hat gesagt…

Psilocix: Ich habe mich, muss ich ehrlich zugeben, gar nicht so sehr mit diesem Fall befasst - hab das irgendwann mal so nebenbei gelesen. War mir grad iwie präsent, als ich über das Thema schreiben wollte. Selbstbild, Fremdwahrnehmung und die Motivation etwas zu tun (oder eben zu unterlassen, was nebenbei bemerkt, unter Strafe steht) sollten im Mittelpunkt stehen und da ich gerne in Beispielen oder auch Bildern rede, habe ich das angeführt.

Falls es euch beruhigt, ich meine (direkt jedenfalls) keinen von euch beiden. Es könnte sein (und passiert sogar gelegentlich), dass neue Leser hier reinschneien...für die könnte es so aussehen, als stilisiere ich mich hier zum Helden hoch (gibt ja auch schon seit fast 2 Jahren immer wieder mal so Geschichten, wo ich korrigierend in das Missverhältnis körperlicher und geistiger Fähigkeiten eingreife)
Jeder, der mich kennt, weiss, dass ich das tue und Leute, die schomma Bilder von mir gesehn haben (so wie Mika) können sich zumindest vorstellen, dass es kein Vergnügen ist, sich mit mir auf körperlicher Basis anzulegen. (auf geistiger wahrscheinlich auch nicht, aber das kommt auf Bildern immer so schlecht rüber^^)

Yeah! hat gesagt…

Also erstmal ich will auch Bilder sehn *schmoll* :(

"...wo ich korrigierend in das Missverhältnis körperlicher und geistiger Fähigkeiten eingreife"
just LOL ^^

Und als letztes noch, ich glaub Alle hier mögen deine Helden Geschichten
(hilft so schön an das gute zu glauben^^) und wenn ich was gegenteiliges auch nur andeuten "sollte";) dann nur weil ich so gerne rumstichel, alles mit vielen Smilies und Augenzwinkern zuvberstehn.

Verdummt in alle Ewigkeit hat gesagt…

Bilder? Du zuerst...schickstu Email.
Die Stichelei wird von mir auch als solche aufgefasst...bietet mir jedoch auch immer wieder Gelegenheit zu neuen Posts (bin doch so denkfaul...)oder Kommis.

Yeah! hat gesagt…

Deal! *einschlag* :)

...aber erst nächste Woche, ich brauch jetzt ganz dringend Urlaub :)