Samstag, 25. Februar 2012

Herr, lass Hirn regnen!

Das Fasten zeigt echt schon enorme Auswirkungen, kann man nicht anders sagen. Seitdem ich  -und das sowas von konsequent- keinen grünen Tee und Tofu-Bällchen mehr zu mir nehme, bin ich viel, viel gelassener geworden, wie vorhin auch ein paar Gäste feststellen durften.
Vom Nachtportier gerufen, kam ich herangeeilt, um Zwistigkeiten zu schlichten. Es begab sich nämlich, dass das Türschloss eines Zimmers kurzfristig den Dienst verweigerte, der Gast den Nachtportier rief, auf dass der das Malheur behebe, der das auch tat, der Gast jedoch plötzlich zickig wurde und ein anderes Zimmer verlangte.
Freundlich, aber bestimmt verweigerte unser guter Nachtgeist dies, worauf sich ein grosses Wehklagen und der Ruf nach dem Chef erhob.
Blablablubber, Tür öffnet nicht,blablablubber.
Ich Karte rein, Tür öffnet. Tür wieder zu, Karte rein, Tür öffnet wieder. Gast sagt, er sei Ingenieur und wüsste, dass das Schloss kaputt sei. Ausserdem sei der Nachtportier unfreundlich gewesen.
Frage an Nachtportier: "Warst du unfreundlich?"
Antwort: "Nein!"
Gast steht leicht irritiert daneben, faselt was von Bewertung auf Buchungsportal und dass er sowas ja noch nie erlebt hätte.
Ich behaupte, ich auch nicht, was eine glatte Lüge ist, sind doch bestimmt 5% unserer werten Gäste Vollpfosten, die sich auf dubiose Art und Weise Vorteile erschleichen wollen.
Gast wird inzwischen von seiner nicht ganz so holden Gattin flankiert. Unholde fängt zu keifen an, aus dem Nebenzimmer dringen Rufe nach Ruhe. Da ich mir nichts sehnlicher als das wünsche, wende ich mich an Vollpfosten und Unholde, bitte sie, in ihr, wie ja mehrfach festgestellt wurde, einwandfrei zu öffnendes und schliessendes Zimmer zu gehen und keinen grünen Tee oder Tofu-Bällchen zu sich zu nehmen.
Unholde meint, das würden wir noch bereuen, Nachtportier merkt, wie mir langsam aber sicher der Kamm schwillt und macht sich aus dem Staub.
Ich biete zwei Optionen an:
1. Absolute Ruhe, Verbleib im Zimmer, Entschuldigung beim Nachtportier
"Niemals!"
2.Erstellung der Abschlussrechnung, Begleichung derselben, Abreise bis spätestens 11 Uhr.
Zeter, zeter.
Okay, füge ich halt Option 3 hinzu. "Raus hier und zwar sofort!"
Ungläubige Gesichter.
"Ich gebe Ihnen 5 Minuten, um Ihren Krempel zu packen und zu verschwinden."
Vollpfosten: "Mein Vater ist Anwalt, Sie werden Post von ihm bekommen."
Ich: "Mein Vater ist Rentner, wenn Sie wünschen, sag ich ihm, er soll Ihnen auch was Nettes schreiben."
Es war nicht gewünscht.
Kann man nix machen.

Laupatatte putt

Mittwoch, 22. Februar 2012

LOST

Eddy hat im Park, jedenfalls ist das meine Vermutung, vergiftetes Vogelfutter gegessen. Nur so kann ich mir seinen plötzlichen Einfall, heiraten zu wollen, erklären. Ich bin erschüttert und darüberhinaus auch noch als Trauzeuge benannt worden. Nicht genug damit, dass ich mir anschauen soll, wie er seine Eier gegen  ´nen Ring und gelegentliche inhäusige warme Mahlzeiten eintauscht, nein, bezeugen soll ich´s auch noch. Meine Fresse, muss dringend mal eruiren, ob es ein Gesetz gibt, das Argumentations-Support durch Baseballschläger unter Strafe stellt.
Gut, das Weib mag mich nicht...aber welches Weib tut das schon? Meine Vermutung, sie sei damals als Kind nur ganz knapp an der Hochbegabtenförderung vorbeigeschrammt, liesss sich schon nach den ersten drei zusammengehörigen Wörtern aus ihrem Mund nicht mehr aufrecht halten, figürlich liegt sie irgendwo zwischen  Kate Moss und Beth Ditto, altersmässig zwischen Maggie Simpson und dem Highlander - spanischer Durchschnitt also, durch und durch.
Wie verzweifelt muss Eddy sein? Habe ich mich zu wenig um ihn gekümmert? Was kann ihm diese Frau geben, was er nicht auch von seiner Mutter bekommen könnte? Und zwar umsonst, ohne demnächst dreiviertel seines eh nicht grad üppigen Einkommens zu IKEA, ZARA und GÖRTZ zu schleppen.
Die Mayas hatten doch Recht, dieses Jahr werden noch nie dagewesene Katastrophen passieren - haben sich halt nur mit dem Datum etwas vertan.
Kann passieren.
Sollte aber nicht.

Montag, 20. Februar 2012

NO COUNTRY FOR OLD MEN

Demnächst werde ich wohl oder übel -die Zeiten sind ja ach so schwer- einen Mobbingbeauftragten einstellen müssen. Gestern stürmte ich frohgemut und ebenso gelaunt aus meinem Büro, um dem niederen Volk vom grandiosen Sieg meiner Schalker zu künden, baue mich mit geballter Faust vorm Manager, einem ausgewiesenen Bayern-Fan, auf und gebe neckische Laute von mir, da passiert folgender, schrecklicher Vorfall:
Aus integrationsbedingten Gründen trug ich ein weisses Leinenhemd im Trachtenlook, worauf der Hersteller den hübschen Schriftzug "Anno 1788" hat sticken lassen. Manager steht also vor mir, starrt mir auf die Brust, wie sonst nur mittelalte Frauen am Strand und quäkt dann in die vollbesetzte Rezeption:
"Guckt mal, Cheffe hat sein Taufkleid an!"

Sonntag, 19. Februar 2012

ViaE for Grüßaugust

Zuerst wollte ich mich ja für Franz Beckenbauer als neuen Bundespräsidenten stark machen. Mir gefällt sein Umgang mit den Medien und der Öffentlichkeit, wenn er bei kleinen Schweinereien, die bei ihm regelmässig in Vaterschaft münden, erwischt wird:
"Ja mei, woar halt Weihnachtsfeier".
Basta, nix weiter. Ja, der Franzl, äh, dös is halt a Weltklasserammler -  und gut ist.
Das nenne ich mal souverän, nicht so wie das Rumgeeiere vom Wulff. Der Mann hat uns mit seiner Eigenheimfinanzierung in der ganzen Welt lächerlich gemacht. Nicht wegen der Finanzierung, sondern eher wegen dem Eigenheim (wegen in Verbindung mit dem Dativ ist grammatikalisch unfein, ich weiss, ich weiss, jedoch üblich; daher bitte ich von Protestschreiben abzusehen).
Ich mein, der Berlusconi hat sich doch ´nen Ast gelacht - in der Bude gibts ja nichtmal ´nen Partykeller. Und das bei einem Mann, der doch allerbeste Verbindungen zu so hippen Menschen wie, äh, den Hollywoodgrössen Groenewold und Ferres, illustren Finanzmagnaten wie dem Oberdrücker Maschmeyer oder Partylöwe und Veranstalter rauschender Feste wie dem Nord-Süd-Dialog  Manni "die Brille" Schmidt pflegt. Beschämend. Fand auch die Staatsanwaltschaft.
In solchen Kreisen lässt man sich ´ne 3000qm-Villa von illegalen Marrokanern zu einssiebzig die Stunde auf Malle hinzimmern, finanziert mit dem Schwarzgeld aus dem Potenzmittelversandgeschäft des Cousins zweiten Grades seines Schwagers.
Ärgerlich, echt.
Bei so ´ner Hundehütte wegen Vorteilsnahme zu ermitteln, schien auch den Advokaten zu peinlich; Drohanrufe bei BILD regen sowieso niemanden auf.
Aber Chrissie wär ja nicht er selbst, hätte er nicht noch ein bisschen Bargeld im Ärmel gehabt, um dem mehrfach mit Landesmitteln geförderten Movie-Guru G., die ausgelegten Hotelkosten zu ersetzen.
Und schwupps, da haben sie ihn am Sack gehabt, dem hannoverschen, beantragten Aufhebung der Immunität und Einplanierung des Eigenheims.
Aus die Maus, Rücktritt.
Schwer gekränkt und beleidigt verzieht er sich aufs Altenteil.
Wer soll´s jetzt machen?
Jogi Löw muss ja erstmal Europameister werden.
Dieter Bohlen war mal Kommunist.
Uschi Glas schonmal im Playboy. Oder da wollte sie hin, keine Ahnung.
Neben den von mir genannten sind ja auch noch ein paar Politiker übrig.
Da das Amt aber eine moralisch integre Persönlichkeit erfordert, fallen die schon mal weg

Letztendlich, nach genauer und absolut objektiver Prüfung potentieller Kandidaten, bleibe nur ich übrig.
Gründe dafür werden nicht verraten, seit wann interessiert ihr euch für Politik?

Donnerstag, 16. Februar 2012

Freireiten

So, nachdem ich diesen überaus billigen Gag auf Kosten eurer rudimentären Englischkenntnisse gleich in der Überschrift  untergebracht habe, wenden wir uns dem eigentlichen heutigen Thema zu: dem Skifahren, denn Leser´s Wunsch ist mir ja quasi Befehl. Über eine entsprechende Entlohnung werden wir dann noch separat verhandeln müssen.

Angefangen hat alles mit dem Wunsch meines Vaters, mir den toleranten Umgang mit anderen Ethnien beizubringen, daher fuhren wir in den Bayrischen Wald und wo wir schonmal da waren, schnallte er mir ein paar Skier unter und hiess mich ihm folgen. Günstigerweise war grad Winter, es lag ein Haufen Schnee; das vereinfachte die Sache doch ungemein.
Hat der ausgewählte Hang ein adäquates Gefälle, stellt die Fortbewegung auf zwei Holzlatten kein Problem dar. So liess ich laufen, überholte Vattern samt Brüderschaft und kam erst in einem neben der Piste gelegenen Wäldchen relativ unsanft zum Stehen. Ein Baum markierte die Endtation erster alpiner Rennerfahrung und ward fortan bestenfalls noch als Auffanginstrument für sauren Regen brauchbar.
So brachte mir unser Aushilfsskilehrer das Bremsen bei und dann gabs auch schon kein Halten mehr für mich.
Bis heute ist meine Liebe zum Skifahren ebenso ungebrochen wie meine Knochen, jedenfalls bei dieser Betätigung.
Für Menschen, deren grösste sportliche Aktivität sich auf das Bewegen eines Joysticks beschränkt, ist die Faszination dieses Sports schwer vermittelbar, nehme ich mal an, daher versuche ich einen profunderen Eindruck zu vermitteln: Wie so ziemlich jede Sportart, die einmal mein Interesse geweckt hat und in der mir Talente nachgesagt werden, habe ich auch diese bis ans Maximum ausgereizt. Das ist relativ schnell erreicht, da auf abgesperrten öffentlichen Pisten die Limits nicht von einem selbst, sondern von den mitfahrenden Bruchpiloten gesetzt werden, also gehts abseits der markierten Strecken weiter.
Da ich , wie ja alle mittlerweile wissen, schon sehr früh meine ausbeuterische Ader zur selbigen liess, verfügte ich irgendwann so vor etwa 20 Jahren über ausreichend liquide Mittel, mir im fernen Kanada eine Laupatatte zu chartern, die mich auf dem Gipfel eines Berges absetzte.
Der Rest ist Geschichte.
Bin ich sonst eher kein Freund übertriebener Sicherheitsmassnahmen, achte ich sehr darauf, alle schützenswerten Körperteile gegen Stoss-, Schlag- und Sturzeinwirkung zu schützen, bevor es bergab geht.
Beim Freeriden erlebe ich auch heute noch  die seltene Erfahrung, wie mir das Herz buchstäblich bis zum Hals schlägt, bevor es losgeht. Beim tatsächlichen Losfahren wird soviel Adrenalin freigesetzt und sonstige Hormone ausgeschüttet, wie sonst wohl  nur bei einem Whinehous`schen Drogencocktail.
Ist man sich immer der Gefährlichkeit seines Tuns bewusst, will sagen: plant man seine Route einigermassen, achtet auf die Schnee- bzw. Lawinenlage und, wie schon erwähnt, trägt man alle käuflich erwerblichen Protektoren, passiert relativ wenig bis gar nichts.
Also mir zumindest.
Da habt ihr mal ein paar bewegte und hoffentlich auch bewegende Bilder.
Und bitte daheim nicht nachmachen, denn das erfordert entsprechend steile und hohe Berge und ausserdem eine enorme körperliche Fitness.Neben ´nem ordentlichen Schuss Wahnsinn natürlich.

Mittwoch, 15. Februar 2012

Mein kleiner grüner Kaktus

...ist jetzt nicht so wirklich gut angekommen. Jedenfalls sind mir keine positiven Rückmeldungen bekannt. Gibts nächstes Jahr eben nix zum Valentinstag.
Undankbare Bande.
Was, um den Einwand eines unserer Zimmermädchen aufzugreifen, soll denn bitteschön so toll sein an Schnittblumen? Ausdauernder als ich sind sie, das´wohl wahr, die lassen erst nach einer Woche den Kopf hängen.
Aber sonst?
Ich glaube, die Geschichte der Ziergewächse ist eine Geschichte voller Missverständnisse, angefangen bei dem weit verbreiteten Irrglauben, farbenfrohe Blüten hätten einen wie auch immer gearteten positiven Einfluss auf unser Seelenleben - sie ziehen Ungeziefer an.
Sie sind schön - nun, eine Darmspiegelung kann auch schön sein; kommt drauf an, ob man Arzt oder Patient ist.
Sie duften gut - tut Melly auch, jedenfalls wenn die Dusche funktioniert.
Sie lockern das Ambiente auf - was, glaubt ihr eigentlich, ist mein Job hier?
Mit dem Kauf unterstützen wir notleidende Völker - jo, die Holländer zum Beispiel, die dank unserer tatkräftigen Mithilfe Devisen scheffeln, ihren Fernsehmoderatoren Craskurse in Nuscheldeutsch bezahlen und die dann auf uns loslassen oder, noch viel schlimmer, ihre Fussballtalente im Land halten können und bei der nächsten WM/EM wieder vor uns landen.
Ich bin für Kakteen. Eindeutig. Am besten kleine grüne.
Hollerihollerihollero.

Montag, 13. Februar 2012

1111

Das ist
a) Die Rückgratstärke Christian Wulff´s in Nanometern?
b) Mein (gerechtfertigtes) Einkommen in € pro Stunde?
oder
c) Die Anzahl der Kommentare in/auf/an/um diesem (s) Blog (s)

Wer´s weiss, schicke die Lösung bitte unfrankiert in einem DIN A1-Umschlag an Huub Stevens, Veltins-Arena, Gelsenkirchen. Wer möchte, kann gerne noch ein Zettelchen mit der Frage hineinpacken, ob es eventuell denn wohl mal möglich wäre, dass der FC Schalke 04 noch zu meinen Lebzeiten Meister wird.
Robbenschlachten in Bayern, die Nationalblondine Schweini ausser Gefecht gesetzt, Kagawa, Götze und Hummels träumen in schwarz-gelber Bettwäsche von Real Madrid und das Fohlen Reus macht mit seiner Frisur bestenfalls seinem Stadionrasen Konkurrenz - wann, wenn nicht jetzt soll´s geschehen?
Huub, Hubertus Jozef Margaretha, wie du eigentlich heisst, tu mir bitte zwei Gefallen: Zuerst könntest du deine Eltern wegen der Vornamen verklagen und zweitens sorg biddebiddebidde dafür, dass wir am Saisonende ganz oben stehen. Also in der Tabelle.

Freitag, 10. Februar 2012

Von der Melly zur Smelly

Unter dem Arbeitstitel wollte ich heute eigentlich die mir im Vertrauen zugetragene herzzerreissende Geschichte unserer Rezeptionistin Melanie erzählen, die gestern aufwachte und keine morgendliche Dusche nehmen konnte, weil die Eiseskälte das für sie und ihre Wohneinheit zuständige Wasserrohr hat platzen lassen. Wenn mir etwas grad auch olfaktorisch so nahe geht, kann ich normalerweise dem Impuls nicht widerstehen, dies meiner Umwelt mitzuteilen.
Jedoch liess mich soeben ein nochmaliges Lesen der Email einer gewerkschaftsnahen Stiftung aufhorchen, die anbot, einen Redner zum Thema Arbeitsrecht bei mir referieren zu lassen, wogegen ich als progressiver Arbeitgeber ja sicherlich nichts einzuwänden hätte.
Hab ich aber wohl, denn, zarte Gemüter sollten jetzt nicht weiterlesen, Gewerkschaften sind für mich pseudokommunistische beziehungsweise -sozialistische Krebsgeschwüre am Dickdarm der arbeitenden Bevölkerung, gegründet und erhalten, um minderpotenten Juristen und Dampfplauderern ein gesichertes Einkommen zu gewähren und  die Faulheit chronisch mitteilungsbedürftiger Betriebsräte mit Freistellung von ihren Arbeitspflichten zu sichern.
Das schreit nach expliziter Erläuterung.
Österreich heute (wobei Deutschland oder sogar Rest-EU vergleichbar ist, wenn nicht gar noch schlechter abschneidet) :
Der Tourismus ist ein wesentlicher, standbeinbildender Faktor im austriakischen Wirtschaftswesen.
An der Rezeption ein Mensch mit Abitur. Anschliessender Hotelfachschule oder entsprechendem Studium.
Mehrsprachig. Geistig beweglich. Multitasker. Dienstleistend. Menschenkennend. Belastbar. Flexibel.
Bruttoeinstiegsgehalt nach Kollektivvertrag: € 1095,00!
Muss ich noch mehr sagen? Wer unter euch, ich bitte um Handzeichen, glaubt nicht, dass ich vor Scham im Erdboden, dem hartgefroreneen, versänke, würde ich das jemandem mit oben genanntem Anforderungsprofil anbieten?
Gouvernante, in unserem Fall zuständig für die Reinlichkeit von 260 Zimmern, Vorgesetzte von etwa 30 Zimmermädchen, ferner verantwortlich für den gesamten benötigten Materialeinkauf, Wäschereinigung etc.pp. - €1345,50!
Wow, das nenn ich mal arbeiternehmerfreundlich.
Ohne jetzt auf die gesamte soziokulturelle Bedeutung der frühen Gewerkschaften eingehen zu wollen und deren Verdienste ausreichend zu würdigen, muss ich gleich nahtlos überleiten zum jämmerlichen Bild der verkommenen Subjekte, die sich für ein sechsstelliges Jahressalär zu Komplizen derjenigen gemacht haben, die auf Kosten der Gesamtheit ein schönes Leben führen, Stellen streichen, wo eh schon Personal fehlt, mit der Zeitarbeit einen zweiten Arbeitsmarkt errichtet haben, wo nichtmal der erste genug Jobs hergibt und durch pausenloses Lohndumping die wirtschaftliche Entwicklung ihres eigenen Landes dauerhaft schädigen.
Es ist mir peinlich, mit denen in einen Hut geworfen zu werden, ich boykottiere deren Veranstaltungen, bei denen sie  Geld für Obdachlose und Arme sammeln.
Und ich lasse deren Capos nicht in meine Häuser.
Herrje, jetzt hab ich mich doch wieder so aufgeregt...hätt ich mal lieber was über Melly-Smelly geschrieben.

Freitag, 3. Februar 2012

Hart am Wind

Neben den üblichen am häufigsten gestellten Fragen nach Telefonnummer, Schneider, Frisör und plastischem Chirurgen taucht gelegentlich auch die nach meinem Hang zu Extremsportarten auf.
Was, so wird kopfschüttelnd bemerkt, bringt jemanden dazu, zur Hauptverkehrszeit auf den Barceloneser Ramblas Speed-Skating zu betreiben, bei Windstärke 8 sein Leben einem kleinen Drachen, Geschirr und einem Brett anzuvertrauen oder sich verschneite Hänge mit 60 % Gefälle runterzustürzen?
Von Pussy-Geschichten wie Bungee-, Klippen-  oder Fallschirmspringen wollen wir gar nicht erst reden.
Bin ich ein Wahnsinniger, ein Psychopath, Norman Bates in Turnhose?
Lebensmüde? Dumm? Adrelaninsüchtig? Unzufrieden? Nicht erfüllt von den normalen Anforderungen des Lebens? Gaga und doch so wenig ladylike?
Zur Erörterung dieser diffizilen Angelegenheit empfiehlt sich ein kurzer Rückblick auf des Autoren Vita. Wir richten unser Augenmerk auf das Jahr 1978, wo er fünfzehnjährig an der adriatischen Küste der neckischen Insek Krk ("ich kaufe einen Vokal") steht und den Windsurfern sehnsüchtig hinterherschaut.
Seine Eltern haben ihn auf hinterhältigste Weise dorthin gelockt, ein nicht wieder zu vergessener Urlaub sollt es werden, so die schwammigen Versprechen. Bestimmt hatten sie nicht den Eindruck der brustbehaarten einheimischen Frau gemeint, die sich dort nach vollbrachter Tagesmüh dem Sonnenbad und der Lächerlichkeit preisgab.
Geschockt lief er zum Surfbrett- und Segelbootverleih und liess den Verleiher wissen, er sei in etwa 1 Stunde wieder da. Wenn nicht, solle der die Polizei rufen. Der verstand keinen Spass, kein Deutsch, kein Englisch; fast hätte man meinen können, in Sachsen-Anhalt und nicht im damaligen Jugoslawien zu sein.
Lieblos liess er Board und Segel ins Wasser platschen, kassierte den vereinbarten Obolus und überliess unseren jungen Seebären den Mächten der See.
Die sollten sich schon recht bald in Form einer garstigen Strömung bemerkbar machen, die Brett samt Surfer auf das offene Meer zog und als er meinte, auf einer Anhöhe die Akropolis gesichtet zu haben, hielt er es für angebracht, den geordneten Rückzug anzutreten, der ihm nur leider verwehrt wurde, weil er so überhaupt keinen Schimmer hatte, was er da tat.
"Surfen für Dummies" war damals noch nicht geschrieben und er konnte das Segel stellen, wie er wollte - irgendwie  trieb es ihn immer weiter landabwärts, sodass ihn ein temporärer Anfall von akutem Heimweh befiel und zu dem Entschluss  führte, sein Glück und das des Equipments fortan schwimmend zu suchen.
Einarmig, weil am anderen ja besagtes Equipment hing, nahm der Rückweg etwa 3 Stunden in Anspruch und hätte ihn Neptun nicht ständig mit dem Dreizack gepiesackt, würde er wohl nie das rettende Ufer erreicht haben, wo der Verleiher heftig gestikulierend stand, ständig auf eine imaginäre Armbanduhr klopfte, ansonsten aber keinerlei Anstalten machte, sich das Schicksal des völlig Entkräfteten zu Herze zu nehmen oder ein Boot zu Wasser zu lassen.
Schwer enttäuscht ob der mangelnden Empathie schlug unser Schwimmsurfer vor, der Verleiher könne ihn am Arsch lecken. Oder ihm ein paar Zähne aus, die Erzählungen gehen da leicht auseinander.
Jedenfalls begab er sich in die Obhut seiner Eltern, schwor sich, das Navigieren  mit unbekanntem Gerät zu erlernen und Kroatien  von da ab weiträumig zu meiden.
Der Mittelteil ist ihm gelungen und zwar so gut, dass er schon bald drauf eine entsprechende Lehrer-Prüfung absolvierte und in den frühen 80ern seinen Australienaufenthalt überwiegend damit verdiente, anderen mittelmässigen Langstreckenschwimmern das Surfen beizubringen.
Nach jeder weiteren Phase des Erlernens komplizierter Techniken aber fühlte er sich berufen, weitere, noch ausgefallenere zu proben.
Irgendwann kommt der Punkt, wo man nur noch gegen sich selber kämpft und jeder Sieg ist ein Sieg über das stärkste Wesen in deiner Umgebung: dich selbst.
Amen.

Donnerstag, 2. Februar 2012

Rättinnen gesucht

Für´s Labor.
Meins.
Du solltest weiblich sein, was spätestens nach Günter Grass´  eingebundenem Flop klar sein dürfte, munter vor dich hin menstruiren und Vollmond von volltrunken unterscheiden können.
Dann -und nur dann- bietet sich dir die einmalige Gelegenheit , in den kostenlosen Genuss einer Synchronisation und Segnung deines Uterus zu kommen. Nicht dass ich etwa Farbfotos davon haben möchte, nein, über deine Erfahrungen sollst du berichten, denn mich interessiert wahnsinnig, welche Veränderungen sich bei so einer gesegneten und synchronisierten  Gebärmutter einstellen und ob ich davon eventuell nachhaltig profitieren kann.
Kleiner Haken an der Geschichte: Das Angebot richtet sich nur an mujeres, also Frauen, maravillosas, wunderbare, por todas partes, überall.
Das sollte hinzukriegen sein, oder?
Es werden 4 Zeiten angeboten, wobei ihr in unseren Breiten 1 Stunde dazu rechnen müsst.
Ist gratis und wird der Burner, glaub ich.
Am Montag, den 07.02.2012.
Gesegnete und synchronisierte Mahlzeit wünsch ich derweil.

Mittwoch, 1. Februar 2012

The times they are changing

Vorab mal eines:
Ich weiss nicht, ob meinem Bruder halluzinogener Milchbrei verabreicht wurde, seine Bauklötzchen mit Pflanzenschutzmitteln imprägniert waren oder er sich einfach nur gerne zum Vollhonk machte - jedenfalls muten die Ereignisse ums Jahr 1964 recht seltsam an. Er ist nur 10 Monate und 29 Tage älter als ich, was zum einen ein Indiz für eine gewisse Unzufriedenheit unserer Eltern mit dem gelieferten Produkt ist, zum anderen ein Beweis, dass er so 2 und ich etwa 1 Jahr alt war.
Meine Sekretärin will heute bemerkt haben, dass sich auf meinem Hinterkopf eine kahle Stelle bildet, worauf sie vorschlug, in unseren Prospekt aufzunehmen, wir seien das einzige 4Sterne Hotel mit eigenem Hubschrauberlandeplatz. Als ich sie nach 5 Stunden wieder aus dem Heizungskeller liess, kamen wir ein bisschen ins Schwärmen von vergangenen Tagen. Ich nahm dabei die Position ein, ein Hubschrauber sei ein Hubschrauber, egal wie alt man sei, basta.
Während ich nämlich damals, sah ich ein entsprechendes Luftgefährt,so in etwa sagte: "Schau mal, da fliegt ein Bölkow Bo46 mit Turbomeca-Triebwerk, 800 PS und knapp 500km/h Höchstgeschwindigkeit!", hob er den Zeigefinger, den wurstigen und brabbelte : "Da...Laupatatte".
Linguistischer Fauxpas, defizitäres Artikulationsvermögen -wer mag das  beurteilen?
Jedenfalls scheint er sich doch noch, entgegen aller damaligen Befürchtungen, recht gut entwickelt zu haben; fragt man ihn zum Beispiel im Restaurant nach seinem Getränkewunsch, antwortet er ungefähr so: " Ich denke, heute werde ich mich an einen Chardonney wagen, wunderbare Töne von gelben Früchten, eine frische und doch feinschmelzende Art und ein reines und fruchtiges Finish, das ist, wonach mir beliebt."
Und ich brabbel: "Jack Daniels, abba tschacktschack!"