Samstag, 16. Juni 2012

Zäpfchen sind was für´n Arsch

Gleiches gilt -und zwar uneingeschränkt- auch für den sogenannten, von gewissen Stellen propagierten Nationalstolz, der immer wieder gerne hergenommen wird, um einem Menschen, der in der Regel realtiv wenig Anteil an den beachtenswerten Resultaten "seines" Landes hat, eine Identität zu verpassen, die ihm normalerweise mindestens zwei Nummern zu gross sein dürfte.

Oder hast du Christoph Waltz Schauspielunterricht gegeben, damit er seinen zweifellos verdienten Oscar gewinnen konnte?

Bist du der Ingenieur, der bei Mercedes, VW, Audi oder Porsche die scheinbar besten Autos der Welt konstruiert?

Hast du Henry Maske trainiert?

Sind die -in diesem Fall schränk ich´s mal auf die für die Optik zuständigen ein- Gene der Frau Klum, Heidi, deiner DNA entsprungen?

Kannst du die besten Industrieanlagen oder Werkzeuge bauen?

Soll ich dir was sagen? Das alles -und noch viel mehr- hast oder kannst du nicht und allein die Geburt in einem bestimmten, im Laufe der Jahrtausende mehrmals relativ willkürlich und durch Gewalt festgelegten Gebiet  gibt dir keinesfalls das Recht darauf, stolz ein Deutscher zu sein.
Oder Engländer.
Oder Franzose.
Meinetwegen auch Ami.
Oder Angolaner.

Grad jetzt, wo wieder die Besten ihrer Zunft um den Titel des Europameisters spielen, solltest du dich etwas zurückhalten.
Sich freuen, wenn das eigene Team gewinnt, ja, das darf man, und wie.
Letztendlich sollte aber niemand vergessen, dass es sich lediglich um eine Elite, in diesem Fall um die kickende nämlich, handelt und wenn du nicht grad der Herr Badstuber senior oder seines Junior´s Jugendtrainer bist, solltest du dir so etwas wie Stolz auf dessen Leistung verkneifen.
Für den Spieler ist es eine Auszeichnung, eine Anerkennung seiner Leistung, in den Kreis der Besten seines Landes berufen zu werden und wenn du etwas Ähnliches erreichen kannst, dann darfst auch du stolz auf dich sein.
Auf dich, nicht auf dein Land, denn das kann so rein gar nichts dafür, dass du so ein guter Spieler bist, bestenfalls kannst du noch froh sein, kein Indonesier zu sein, denn dann stündest du wohl ziemlich allein da mit deiner Kunst.

Jeder, der Grosses vollbringt, sei es nun im Sport, in der Wissenschaft, der Kunst oder auch Wirtschaft (auch da gibt es echte Koryphäen, man glaubt es kaum), darf und sollte sogar stolz auf das Erbrachte sein. Seine Eltern, Lehrer, Professoren, Ausbilder, Trainer und sonstwie eng Verknüpfte, die auf die eine oder andere Art zu dessen Erfolg beigetragen haben, dürfen diesen Stolz teilen.
Der Rest sollte einfach nur jubeln.


Und wenn mir hier im schönen, mit Sicherheit schönerem als der Lüneburger Heide, Tirol Deutsche  entgegenkommen, nationale Parolen gröhlend, müssen die sich nicht wundern, wenn sie von mir mal eins in die durch doch recht steif gehobene Grusshand freiliegenden Rippen bekommen.
Genau wie die Italiener auch.
Und die Russen.
Polen.
Tchechen.

Mehr Nationen habe ich hier noch nicht entdeckt. Montag in Wien vielleicht.

Schöne Ereignisse werden leider immer wieder durch derlei Vollbratzen gestört und verleiden mir oft genug den Spass.
Und sicher nicht nur mir.

Wenn "wir" am 1. Juli Europameister werden -und das werden wir- , werde ich schreien, glucksen, singen und die Arme (beide) in die Höhe reissen, mit dem wundervollen Gefühl zu wissen, dass, wäre ich 20 Jahre jünger und hätte damals nicht meinem Gegenspieler eine gelangt und den Schiri mit Sand beworfen, mein bewundernswertes Talent mich straight in die Nationalelf geführt hätte .
Und dann wär ich stolz wie Oscar, der kleine Freund von Christoph.

So geniesse ich es einfach nur.


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