Mittwoch, 21. März 2012

HOME SWEET HOME

Ich bin daheim. Endlich angekommen. Nach langer  Irrfahrt durch die Strudel des weltweichen Webs habe ich meine Heimat gefunden. Bei Facebook, jawoll. Die wundersame Welt der Ame...äh...des Marc Z. hat mich in ihren Schoss, den übergrossen, aufgenommen und gleich mal sowas von liebgewonnen, man glaubt´s kaum.
Gut, natürlich habe ich mich dort nicht mit meinem Namen oder einem von hier bekannten Pseudo angemeldet, sondern - man beachte meine abgrundtiefe Kreativität- einem völlig unbekannten, bis dato nirgendwo im Netz oder freier Wildbahn erwähnten. Schlau, wa?
So habe ich dort etwa 870 Freunde gesammelt, von dennen ich allerdings kein Schwein wirklich kenne, nichtmal ansatzweise.
Weiters twittere ich. Unterm Logo des Piepmatzes (weil von Vögeln versteh ich ja was, gelle) hau ich Alltags- und Fussballweisheiten raus, dass es nur so kracht in der virtuellen Welt der maschenlosen Tore.
Dann noch schnell bei Google+ angemeldet und zack, schon steht die digitale Person wie ´ne Eins vorm surferischen Himmelstor, wo ihn Gleichgesinnte schon sehnsüchtig erwarten, auf dass er an ihren dämlichen Spielen teilnähme, ihre zum hunderttausendsten Male geposteten Kalendersprüche zu liken und irgendwelchen obskuren Apps Zugriffsrechte auf ihre gesamten Daten zu gewähren.

Und wozu das alles?
Es galt, etwas zu beweisen: Andrea hatte nämlich mit mir gewettet, dass der gesammelte oben beschriebene Rotz dazu führen wird, ganz, gaaaaaanz tolle Freundschaften zu finden, gründen, vertiefen blablubberblub.
Natürlich, das muss einschränkend zugegeben werden, könnte ich nun Bildchen mit anderen Usern tauschen, Firmen, von denen nicht nur ich noch nie etwas gehört habe, meine ungeteilte Zustimmung zu ihren Produkten, Dienstleistungen und Internetauftritt erteilen oder mit Menschen chatten, mit denen mich nur eins, wenn auch ziemlich locker, verbindet: Die Liebe zu einem bestimmten Verein.
Achso, das hätte ich ja fast vergessen - passend zu oben genannten Aktivitäten hab ich selbstverständlich auch ein Blog eingerichtet und die Posts werden automatisch auch bei FB, Zwidscheridoo und ich glaub sogar bei G+ publiziert.
Zugriffszahlen bei 10 Posts, verteilt auf knapp 3 Wochen: 65!
Pffft, fünfundsechzig Klicks bei, ähem, fast 900 "Freunden", auf deren Leib die Thematik eigentlich wie zugeschnitten sein sollte. Eigentlich.
Eigentlich hätte auch die von mir gegründete Gruppe, wo man nur selbst verfasste Artikel, Posts, meinetwgen auch Gedichte, Fotos oder wasweissichwas, aber eben selbst produziert, veröffentlichen sollte, ein voller Erfolg werden sollen. Eigentlich.
Von den damals etwa 800 Eingeladenen sind 4 der Gruppe beigetreten. Bisherige Beiträge: Alle von mir.

Tscha Andrea, du wirst wohl, so leid mir das auch tut, dich im nächsten halben Jahr von trockenem Toast oder bestenfalls Nudeln mit Ketchup ernähren müssen. Dumm gelaufen. Vielleicht hättest du mich doch nicht, im Gegensatz zu euch "digital natives" als "steam-engine native" bezeichnen sollen.

Mal abgesehen von der verlorenen Zeit, die sich dank ihrer Mithilfe bei Freundschaftsanfragen und sonstigem Käse auf ein immer noch recht ansehnliches Maß reduzierte, habe ich die Hoffnung verloren, dass sich die Menschheit jemals an die Lösung ihrer Probleme machen wird, wenn eine  immer ansteigende Anzahl  ihrer Vertreter sich mit so einem Scheiss beschäftigt, jeder Dahergelaufene seine Profilneurosen öffentlich ausleben kann und sich darbietet wie die letzte Wanderhure.
Jungs, Mädels, wenn man sich morgens unter der Dusche fotografiert, ist das ansich schon krank, wie erst soll man das bezeichnen, wenn man die Fotos in einem Netzwerk postet und an Leute weitergibt, die einem so unbekannt sind wie die Grundlagen der deutschen Rechtschreibung?
Und wenn man sein Gör Shakira-Madeleine nennt, halte ich persönlich es für relativ unangebracht, Ausländerfeindliches zu posten. Mal drüber nachdenken...

Alles in allem ergibt sich nur ein Fazit: Es ist völlig wurscht, was du postest, wo du deine (vielleicht auch imaginären) Freunde suchst - Qualität zählt nix, aber auch überhaupt gar nix, es macht allein die Quantität, nämlich die deiner eigenen Aktivitäten. Du musst um Aufmerksamkeit betteln und zwar mit einiger Penetranz.

Daher mein Tipp an alle: Trefft euch lieber gelegentlich mit euren echten Freunden, schreibt ihnen mal wieder eine persönliche Email oder ladet sie zum Essen, Saufen, Kino, Sex ein.
Da habt ihr mehr von. Mit Sicherheit.

Und sollte jemand auf die verwegene Idee kommen, ich hätte mir ja nur die falsche Zielgruppe ausgesucht, weil überdurchschnittlicher Anteil an Hauptschülern, Hartzlern oder sonstwie Benachteiligten: Weit gefehlt, Amigos, in anderen Kreisen sind es vielleicht keine Fussballbildchen, sondern neueste Taz-Meldungen, Links zu Spargel-offline oder Dissertationen anderweitig Verwirrter. Mehr nicht.
Selbes Prinzip.
Gute Nacht, Welt.
Wenn ich nicht schon wüsste, was ich zu Weihnachten kriege und mich darauf so tierisch freuen würde, könnten die Mayas ruhig Recht haben und den nächsten Winteranfang gediegen ausfallen lassen.



EDIT:
Falls sich irgendjemand fragt, wieso Linkedin nicht erwähnt wird: Das ist die Cyber-Herbertstrasse für Jungakademiker und Möchtegern-Leader. Indiskutabel!

5 Kommentare:

Silberlöffel hat gesagt…

Also, das hätte ich Dir aber vorher schon sagen können, dass da so nix draus wird mit den hyperfesten, wunderbaren bla seiher Freundschaften. ;)

Verdummt in alle Ewigkeit hat gesagt…

Das hab ich ja auch gesagt...datt is ja der Gag anne Geschichte.

Silberlöffel hat gesagt…

Passend dazu läuft mir bei Facebook gerade dieses Bild über den Weg *lach*

https://fbcdn-sphotos-a.akamaihd.net/hphotos-ak-prn1/552390_353165071393322_686776200_n.jpg

Verdummt in alle Ewigkeit hat gesagt…

Jepp, so isset wohl.
Obwohl...man sollte den Satz mit dem "Freunde finden" da nicht überbewerten. War halt so ne typische Pseudoantwort von Andrea, warum, wieso, weshalb FB.
Naja, wenn´s schee macht

Yeah! hat gesagt…

halt mich für bescheuert aber ich liebe FB gerade hier auf reisen wenn ich dauernd neue leute treffe und gerne mit ihnen in kontakt bleiben will st FB perfekt, den all die kl. statusmails geben mir und ihnen das gefühl eben doch noch kontakt zu halten auch wenn man nicht dauernd e-mails/briefe schreibt.

Natürlich geh ich öffter mal durch und lösche kräftig leute bei denen das eben nicht geklappt hat, aber wenn man sich eben nicht persönlich treffen kann, weil man auf verschiedenen Kontinenten lebt, ist FB eine nette ergänzung. Man muss ja auch nicht jeden freundesantrag annehmen o_O