Montag, 18. April 2011

GREEN, GREEN GRASS OF HOME

Wenn ich ehrlich sein soll (und flunkern darf ich hier ja nicht, der Feind liest mit^^), bin ich froh, wieder auf einigermassen stabilem und relativ unverstrahltem Terrain zu sein. Die letzten 3 Wochen hatten´s in sich.
Ich glaube, jeder kann sich wohl vorstellen, wie kompliziert es ist, eine derartige Aktion zu planen, organisieren und dann letztendlich auch durchzuführen, wenn man eben nicht über die entsprechende Logistik verfügt. Die bestellten Jeeps waren nicht da, unsere Handies funktionierten nur bedingt, Akkus für die Walkie-Talkies waren nicht aufzutreiben, wegen der vielen Nachbeben zogen wir es vor, im Freien unsere Zelte, die leider erst am 3. Tag nachkamen, weil sie den Weg nach Shanghai genommen hatten (natürlich mit dem Rest der Fracht) aufzuschlagen.
Während die internationale Presse aus ihren sicheren Hauptstadtbüros lapidar mal eben jeden 2. Tag ein Nachbeben meldete, suche ich gerade nach einer geeigneten Möglichkeit, ein Beben der Stärke 7 (und davon gab´s reichlich), anschaulich zu schildern, es will mir aber beim besten Willen kein adäquater Vergleich einfallen. Das muss man erlebt haben.
Diese Nachbeben und auch die reale (nämlich nah am Reaktor), sowie die zu erwartende radioaktive Verstrahlung (im Rest der Region) haben uns unsere Pläne überdenken lassen und wir sind zum Entschluss gelangt, einen Grossteil des Geldes für die Anmietung von Häusern und Wohnungen in "sicheren Gebieten" zu verwenden, wo die überlebenden Hinterbliebenen fortan wohnen werden. Eine Jahresmiete plus Mobiliar wurde aus dem Spendenfonds gezahlt, gegebenenfalls noch vorhandene Gegenstände auf LKW´s (die nebenbei gesagt schwieriger zu bekommen waren als eine Audienz beim Papst) verfrachtet und die neuen Heimstätten ein- und hergerichtet.
Das haben wir mit 32 Familien so gemacht. Ich überlasse es eurer Vorstellungskraft, wie schwierig sich so etwas gestaltet, wenn man max. 2 LKW´s zur Verfügung hat. Gottseidank waren wir ja 7 Leute und es fanden sich auch vor Ort willige Helfer, von denen, das sei doch kurz mal erwähnt, kein einziger Geld oder sonstige Gegenleistung forderte.
An dieser Stelle möchte ich mal kurz auf eine per Email gestellte Frage eingehen:
Aufgrund meiner früheren Tätigkeit habe ich auch heute noch allerbeste Verbindungen zu allen möglichen Firmen und auch Privatleuten, die in irgendeiner Form eng mit dem Musik- und Veranstaltungsbusiness verbunden sind. Die durften sich ab einer Summe von 50.000 Euro oder ersatzweise 70.000 USD donierend beteiligen. Ich habe weder die Möglichkeiten, noch die Lust, Tausende von Kleinspenden (die das Land sicherlich braucht und die auch sehr willkommen sind, alerdings nicht bei mir) zu verwalten. Die Einrichtung eines Spendenkontos allein ist schon eine Herausforderung, da man sowas in unseren Breiten, sofern man denn Spendenquittungen ausstellen soll, nicht so einfach tun kann. Daher habe ich den Weg über ein entsprechendes Konto in einem Drittland gewählt, wo man das nicht so eng sieht.
Durch die doch alles in allem recht ordentliche Vorbereitung der ganzen Aktion ist genug Geld zusammen gekommen, um effektiv helfen zu können.
Ausserdem lehne ich (und meine Mitstreiter ebenso) jegliche Publicity in diesem Zusammenhang ab.
Keine Firma wird jemals namentlich genannt werden, lediglich in privaten Blogs oder FB-Accounts o.Ä. darf darüber berichtet werden, allerdings mit oben erwähnten Auflagen.
Wir haben auch vor Ort sämtliche Interview-, Reportage- und Filmwünsche strikt abgelehnt.
Wir haben genug Geld gehabt, um unser Ziel, nämlich den Angehörigen unserer Freunde und Kollegen effezient helfen zu können, Realität werden zu lassen. Das war keine PR-Aktion, weder für uns selbst, noch für irgendwelche Unternehmen.

Das soll´s soweit erstmal für heute sein, die nächsten Tage werde ich aber mit Sicherheit noch ein bisschen berichten, z.B. von Dädlöf aus Dräsdön, der für Grünfrieden unterwegs war und sich wohl etwas zu lange an der Strahlenquelle aufgehalten haben muss, wollte er uns doch weismachen, die von ihm gemessenenen Werte seien lebensbedrohlich (da waren wir etwa 350 km vom Reaktor entfernt und Dädlöf aus Dräsdön lief dort schon ´ne Woche ohne Schutzkleidung rum).

Dädlöf (aus Dräsdön) und welche obskuren Blüten Massenarbeitslosigkeit sonst noch treibt, jede Menge andere "Experten", ein Polizist, der allen Ernstes einen Führereschein von mir sehen wollte - das alles gibts nur hier.
Demnächst.

3 Kommentare:

mo hat gesagt…

So, eine Sorge weniger - Du bist (hoffentlich unverstrahlt)wieder zurück und Ihr konntet das, was Ihr Euch vorgenommen habt, umsetzen.
Auf die Berichte in nächster Zeit warte sicher nicht nur ich mit Spannung....
Welcome home!
LG
mo

kralle hat gesagt…

Erst einmal schön, dass du wieder zurück bist. Wie es aussieht ausser einem "Sachsenschock", ohne weitere gesundheitliche Schäden.

Was sacht de Leber? ;-)

Nehme dir wirklich die Zeit, die du brauchst. Ach und Danke für die Mail.

rolf

Mika hat gesagt…

*thumbs up* Sauber :)
Welcome back, bin gespannt auf die folgenden Berichte, hai. *verbeug*